Die Loburg

brennt

Spökenkieker, das sind Menschen, die das “zweite Gesicht” haben, also in die Zukunft schauen können. Oftmals allerdings ist dieser Blick in die Zukunft eine Belastung, besonders dann, wenn Unheilvolles anzukündigen ist.

So soll es auch einem Schäfer in Ostbevern ergangen sein. Als er eines Tages die Schafe auf der Wiese hütete, sah er plötzlich vor seinem inneren Auge ein riesiges Feuer. Viele Menschen mühten sich mit sehr unzureichenden Löschwerkzeugen, die Flammen zu bekämpfen. Aber alle Mühe ist vergebens: Der Wind entfacht das Feuer nur noch mehr und die Funken fliegen weit bis zu dem mehrere hundert Meter südlich gelegenen Hof Disselmann. Und da erkennt der Schäfer auch, was da brennt und nicht zu löschen ist: Schloss Loburg.

Voller Angst, aber auch um die Menschen zu warnen, erzählt er von seiner „Vörbedrift“. Aber es kommt so, wie es bei Spökenkiekern immer kommt: Die Menschen glauben ihm nicht, sondern lachen ihn aus. Wenn das stimmen sollte, was er da erzählt, dann müsste ja ein starker Südwind die Funken mehrere hundert Meter weit nach Norden getrieben haben. Das aber kann man sich in Ostbevern nicht vorstellen, weil es noch niemals vorgekommen ist.

Und so nimmt dann das Schicksal seinen Lauf: Am 26. Juli 1899 brennt Schloss Loburg nieder und die Funken fliegen tatsächlich bis zum Hof Disselmann.

 

frei nach den BEVERSAGEN von Eugen Kotte

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