Die Bever

Das Lied der Bever

von Dr. Helmut von Malottki

Die Bever ewig rauschet
am alten Kockschen Wehr,
da hab ich sie belauschet
auf ihrem Weg zum Meer.

Sie erzählt von armen Bauern,
von Liebe und von Tod.
Es ließ nicht Zeit zu trauern,
die Müh fürs täglich Brot.

Erzählt von wilden Nonnen,
von purer Lebensfreud
und von der Ritter Wonnen,
es hat sie nie gereut.

Einst hört an dem Gestade
die Königin den Ruf
von Kolk zum kühlen Bade,
wie Gott der Herr sie schuf.
Drei Bauern am Ufer ruhten,
sie waren schier entzückt,
stolz stieg sie aus den Fluten,
dem gier’gen Blick entrückt.

Adam und Eva wurden sie genannt,
ein Vagabundenpaar,
sie wanderten treu durchs Beverland,
in Lumpen mit zerzaustem Haar.
Nachts schliefen sie auf Heu und Stroh,
sie hatten kein Zuhaus
und waren doch des Daseins froh,
die Lieb’ hielt alles aus.

Vor vielen hundert Jahren
am Halstenbeckschen Gut,
der Ritter ward erschlagen,
die Juffer nimmer ruht.
Sie wandelt an Nebeltagen
noch heute durch das Tal,
so hört man ihre Klagen,
sie sucht nach dem Gemahl.

Die Bever ewig rauschet
am alten Mühlenwehr
und dem, der sie belauschet
erzählt sie noch viel mehr:
Ihr Menschen an Wasser und Auen
gebt doch dem Flusse Raum,
er möchte so gern euch trauen,
drum haltet euch im Zaum.

 

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